Einführung in die lateinische Paläographie des Mittelalters.

Behandelt wird das Verständnis der Geschichte und der Entwicklung der lateinischen Schrift und der westlichen Buchkultur, die am weitesten verbreiteten und wichtigsten Schriftarten vom ersten Jahrhundert bis zum Ausgang des Humanismus. In der Lehrveranstaltung erhalten die Studierenden einen Überblick über diese Entwicklung, wobei der Schwerpunkt bei der Entstehung der humanistischen Minuskel liegt. Grundkenntnis der lateinischen Sprache wird benötigt.

Am Ende der Lehrveranstaltung sind die Studierenden in der Lage, sowohl die Grundzüge der historischen Entwicklung, der lateinischen Paläographie und der Buchkultur nachzuzeichnen als auch die Rezeption der behandelten antiken Autoren richtig zu rekonstruieren. Die Teilnehmer erwerben Datierungs- und Lokalisierungssicherheit und Lesekompetenz und werden in gemeinsamer Lektüre einen eigenständigen Zugang zu den Originalquellen gewinnen.

Die Lehrveranstaltung kann in allen Studiengängen angerechnet werden (B.A. KlassPhil im Modul Überlieferungsgeschichte sowie Ergänzende altertumswissenschaftliche Studien als LV aus dem Bereich Mittellatein, im M.Ed. Erweiterungsfach als LV zu Methoden und in allen anderen Studiengängen im Modul Ergänzende altertumswissenschaftliche Studien als LV aus dem Bereich Mittellatein bzw. LV zu Methoden).

Frau Giere ist als verantwortliche Dozentin angegeben, da sie als Ansprechpartnerin/Schnittstelle zwischen dem Dozenten Herrn Sanzotta und den Freiburger Studierenden fungiert.

Der Waltharius und die lateinische Epik des Mittelalters

Im Epos Waltharius wird ein volkssprachlicher Sagenstoff der mittelalterlichen Heldensage mit christlichen Elementen und der Latinität der antiken Epik kombiniert. In der Lektüreübung werden wir dieses Epos und Ausschnitte aus anderen Epen des lateinischen Mittelalters wie der Alexandreis des Walter von Châtillon lesen.

Johannes ist eine der bedeutendsten Gestalten der Erneuerung des 12. Jahrhunderts und ist mit den antiken Überlieferungen vertraut wie nur wenige in seiner Zeit. Im Metalogicon (1159) entwirft er das Konzept einer wissenschaftlichen Methode auf der Grundlage der Artes liberales. Besonders das Studium der Logik sieht er als den besten Weg zu Weisheit, Tugend und Glück.

Der Briefwechsel zwischen Peter Abaelard (1079-1141) und Heloise gehört zu den bekanntesten Texten des lateinischen Mittelalters. Auf der einen Seite: Peter Abaelard, scharfsinniger logicus und Magister, Theologe, Mönch, Rebell, als Ketzer verurteilt. Auf der anderen: Heloise, Schülerin, dann Geliebte, dann Ehefrau Abaelards sowie Nonne und Äbtissin des von Abaelard gegründeten Klosters. Im Seminar werden wir uns die Briefe – angefangen mit der autobiographischen Historia Calamitatum (Brief 1) – in einer Mischung von genauer und kursorischer Lektüre erarbeiten. Dabei werden wir die historischen, institutionellen und diskursiven Kontexte der Texte miteinbeziehen, zentrale interpretatorische Fragen und Kontroversen ansprechen sowie vor allem die spezifische literarische Dynamik der Texte herausarbeiten. Bei Interesse können am Ende zusätzlich einige von Abaelard verfasste dichterische Texte (Planctus, Hymnen) gelesen werden. Das Seminar wird mit einer Einführung des Dozenten in grundlegende sprachliche und historische Aspekte des Briefwechsels beginnen: spezifische Kenntnisse des Mittellateinischen oder der mittellateinischen Literaturgeschichte werden nicht vorausgesetzt. Alle behandelten Texte sind für Latinisten vergleichsweise gut zugänglich und werden im Rahmen des Kurses bereitgestellt.

In der Veranstaltung werden Textbeispiele der verschiedenen Schriften, die in der Antike und im Frühmittelalter (bis zur Karolingerzeit) in Gebrauch waren, transkribiert. Dabei erlernen und üben die Studierenden die wichtigsten Begriffe für die Beschreibung von Schriften und werden in der Beobachtung von Merkmalen, die für Datierung und Lokalisierung wichtig sind, geschult.

Im Seminar wird eine Auswahl von lateinischen Texten aus der Antike, der Spätantike und dem Mittelalter gelesen und diskutiert, die den Trojamythos zum Thema haben. Beginnend mit dem zweiten Aeneisbuch und Ovids Metamorphosen, jeweils mit den spätantiken und mittelalterlichen Kommentaren, wollen wir verfolgen, wie der Trojastoff ins Mittelalter kam und uns mit den dafür zentralen Texten befassen. Neben Texten wie der Ilias Latina und denen der "wahren Augenzeugen" Dares und Dictys werden wir uns mit kürzeren Dichtungen des 11. und 12. Jahrhunderts beschäftigen, z.B. mit dem Gedicht Pergama flere volo (Carmen Buranum 101).

Wir beschäftigen uns im Seminar mit Erzählungen über fiktionale sowie reale Reise und lernen die Bedingungen und Möglichkeiten des Reisens von der Antike bis ins Mittelalter kennen. Das Textcorpus geht von Ciceros Briefen über Vergils Aeneis, Hieronymus' Briefe, Itinerare und Pilgertexte bis zu Erzählungen über Ost-Asien-Reisen im Spätmittelalter. Texte über Reisen eignen sich für eine digitale visuelle Darstellung, daher werden wir neben der Lektüre und der Diskussion mit Plattformen wie recogito (https://recogito.pelagios.org) oder digitalmappa(https://www.digitalmappa.org) experimentieren.

Was heißt geographia in der Antike und im Mittelalter? Wie entwickelt sich das geographische Wissen über die Spätantike bis ins Mittelalter? Welche Entwicklungslinien und Kontinuitäten lassen sich in der geographisch-topographischen Fachliteratur aufzeigen? Welche Texte mit geographischen Inhalten gibt es neben diesen Fachschriften? Wie hängen kartographische und diagrammatische Darstellungen mit einzelnen geographischen Texten zusammen? Mit Fragen wie diesen wird sich die Vorlesung befassen und so das geographische Wissen der Spätantike und des Mittelalters beleuchten.

In der Vorlesung werden chronologisch die Ansichten wichtiger Autoren zum Verhältnis von (westlichem) Christentum und der ursprünglich griechisch-heidnischen Wissenschaft besprochen. Dazu wird in erster Linie direkt aus den Werken der betreffenden Autoren gelesen. Das Panorama zieht sich von den griechischen Kirchenvätern über Augustin ins lateinische Mittelalter und dann in die Frühe Neuzeit, in der der Konfliktcharakter zwischen diesen beiden Bereichen zunimmt. Trotzdem sind nach wie vor die meisten führenden Wissenschaftler überzeugte Christen. Die Vorlesung endet mit einem Ausblick in die postlateinische Zeit, also das 19. und 20. Jh. (z.B. Darwin).

Johannes ist eine der bedeutendsten Gestalten der Erneuerung des 12. Jahrhunderts und ist mit den antiken Überlieferungen vertraut wie nur wenige in seiner Zeit. Im Metalogicon (1159) entwirft er das Konzept einer wissenschaftlichen Methode auf der Grundlage der Artes liberales. Besonders das Studium der Logik sieht er als den besten Weg zu Weisheit, Tugend und Glück.

Die Gottesmutter Maria ausgenommen ist Maria Magdalena die wichtigste Heilige des europäisch-christlichen Mittelalters. Die Geschichte ihrer Transformation von einer Sünderin zur Büßerin und schließlich zur Heiligen war im Mittelalter ein beliebter Gegenstand von Predigten, geistlichen Spielen und Legenden. Dass es für die Legende wenig biblische Anhaltspunkte gab und sich das Bild Maria Magdalenas aus drei in den Evangelien erwähnten Figuren speiste, störte wenig. Gegenstand des Seminars ist eine Bekehrungslegende, die Maria Magdalenas sündhaftes Leben und ihre transformative Begegnung mit Jesus Christus literarisch ausgestaltet. Die Legende liegt in drei lateinischen und zahlreichen oberdeutschen, niederdeutschen, und niederländischen Fassungen vor und wurde bisher nicht hinreichend ediert. Ihre Edition unter Ausschöpfung digitalen Möglichkeiten ist das Ziel des laufenden Projekts Exploring Digital Mary Magdalene, das 2017 an der Harvard University ins Leben gerufen wurde und seit 2021 an der Universität Freiburg angesiedelt ist. In einer Reihe von forschungsorientierten Seminaren haben Studierende in Kollaboration mit Prof. Dr. Kirakosian eine Vielzahl der bekannten Textzeugen der Legende ediert und auf der Projektplattform zugänglich gemacht. Jüngst sind aber zahlreiche bisher unbekannte ripuarische, mittelniederdeutsche und mittelniederländische Handschriften und frühe Drucke der Legende aufgetaucht, die im Zuge dieses Masterseminars digital ediert werden sollen. Seminarteilnehmer*innen werden jeweils einen Anteil des neuen Materials aufbereiten, d.h. von der Handschrift bzw. dem Frühdruck ausgehend den Text transkribieren und für die Edition auf der Projektplattform kodieren. Die dafür notwendigen Kenntnisse (siehe Lernziele) sowie der Umgang mit hilfreichen KI-Tools werden in regelmäßigen Methodiksitzungen vermittelt.

Der Briefwechsel zwischen Peter Abaelard (1079-1141) und Heloise gehört zu den bekanntesten Texten des lateinischen Mittelalters. Auf der einen Seite: Peter Abaelard, scharfsinniger logicus und Magister, Theologe, Mönch, Rebell, als Ketzer verurteilt. Auf der anderen: Heloise, Schülerin, dann Geliebte, dann Ehefrau Abaelards sowie Nonne und Äbtissin des von Abaelard gegründeten Klosters. Im Seminar werden wir uns die Briefe – angefangen mit der autobiographischen Historia Calamitatum (Brief 1) – in einer Mischung von genauer und kursorischer Lektüre erarbeiten. Dabei werden wir die historischen, institutionellen und diskursiven Kontexte der Texte miteinbeziehen, zentrale interpretatorische Fragen und Kontroversen ansprechen sowie vor allem die spezifische literarische Dynamik der Texte herausarbeiten. Bei Interesse können am Ende zusätzlich einige von Abaelard verfasste dichterische Texte (Planctus, Hymnen) gelesen werden. Das Seminar wird mit einer Einführung des Dozenten in grundlegende sprachliche und historische Aspekte des Briefwechsels beginnen: spezifische Kenntnisse des Mittellateinischen oder der mittellateinischen Literaturgeschichte werden nicht vorausgesetzt. Alle behandelten Texte sind für Latinisten vergleichsweise gut zugänglich und werden im Rahmen des Kurses bereitgestellt.

Die lateinische Literatur war im Mittelalter stark auf Gemeinschaften bezogen, die örtlich oder sozial definiert sein konnten. Dies wirkte sich in vielfältiger Weise auf die Texte aus: Anonymität oder Autornennung, kollektive Autorschaft, Themen, Medien und Zirkulation der Texte wurden von den tragenden Gemeinschaften bestimmt oder beeinflusst. Konkrete Beispiele werden die komplexen Wirkungen dieser Gemeinschaften veranschaulichen. Dazu sollen sehr unterschiedliche Gruppen diskutiert werden: lose definierte wie die Mozaraber (Christen unter muslimischer Herrschaft in Al-Andalus) oder die angelsächsische Mission; monastische Konvente wie St. Gallen; höfische Kreise wie die Gelehrten um Karl den Großen und um Thomas Becket; religiöse Orden wie die Zisterzienser und Franziskaner.